Die Orgel in Lindau-Aeschach

Im Jahr 2001 konnte die Evangelische-Lutherische Kirchengemeinde im Lindauer Stadtteil Aeschach ein Doppeljubiläum feiern: 100 Jahre Kirche und Orgel, die anlässlich dieses Ereignis restauriert wurde. Ein gewisser Luxus oder einfach der dankbare Rückblick, denn in der Kirche steht ein weiteres Instrument, das 1973 von Albiez erbaut worden ist. Außerdem war eine aufwändige Restaurierung der Buntglasfenster erforderlich. Bald nach dem Jubiläum drohte Einsturzgefahr. Das Deckengewölbe musste statisch gesichert werden. In diesem Zusammenhang erhielt die Kirche einen Innenanstrich.

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Die Orgel ist nicht zuletzt wegen des Neubaus im Jahr 1973 nahezu unangetastet geblieben. Sogar die Prospektpfeifen sind original erhalten. Wohl weil sie aus „minderwertigen“ Naturguss gemacht sind, wurden sie nicht für Kriegszwecke requiriert. Die Orgelprospekt spannt sich weit über die Breite der rückwärtigen Empore. Ein besonderer Leckerbissen ist das Glasfenster in der Westfassade, das Bach und Händel an der Seite des Harfe spielenden Königs David zeigt.

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Der Klangfundus des mit 27 Registern gut besetzten zweimanualigen Orgelwerks ermöglicht eine stilgerechte Realisierung romantischer und spätromantischer Literatur. Zusammen mit der eher für barocke Musik geeigneten Albiez-Orgel ergeben sich außergewöhnliche orgelmusikalische Möglichkeiten. Die stilistische Einheit von Kirchbau, Glasfenster und Orgelprospekt trägt darüber hinaus zu den glücklichen Verhältnissen bei. Der damals bekannte Münchner Architekt Ludwig Thiersch hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Die Orgelbaufirma Steinmeyer hat das von den Geschwistern Schindler gestiftete Instrument als opus 728 kongenial erbaut.

Matthias Nägele